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Flora und Fauna

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Von Gelbspötter und Schafstelze: Interessante Vogelfunde in sieben kommunalen Naturgebieten in Bettemburg

Bettemburg gehört einerseits zu den einwohnerstärksten Gemeinden Luxemburgs und ist Teil des Siedlungsbandes im Süden des Landes. Trotz dieses starken Siedlungsdrucks bietet die Gemeinde aber auch noch große, offene Landschaften, etwa das Alzettetal mit seinen Nebentälern und die Agrarlandschaften um das ländlich gebliebene Abweiler. Diese Zonen sind wichtige Naherholungsräume für die Bevölkerung, bieten außerdem aber auch zahlreichen seltenen und gefährdeten Arten Lebensraum. Die Gemeinde Bettemburg bemüht sich seit vielen Jahren, in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzsyndikat SICONA, diese Lebensräume zu pflegen und zu entwickeln.

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Um die Qualtität dieser kommunalen Naturgebiete als Lebensraum für Flora und Fauna bewerten und die Erfolge der Maßnahmen einschätzen zu können, wurden 2015 sieben Zonen floristisch und faunistisch kartiert. Es handelt sich um die Gebiete „Äppelbierg“ bei Bettemburg, „Fäschtheck“ und „Weierwiss“ zwischen Abweiler und Fenningen, „Obelerwiss“ östlich von Abweiler, „A Bich“ bei Fenningen und „Grousswiss“ (Jardin botanique) und „Laangwiss“ bei Noertzingen. Erfasst wurde in allen Gebieten die Vogelfauna und in einigen zusätzlich Libellen, Schmetterlinge und die Vegetation.

Als besonders interessant erwiesen sich dabei die Vogelfunde. Insgesamt konnten 58 Vogelarten nachgewiesen werden. Dies ist eine ausgesprochen hohe Artenanzahl, die dadurch zu erklären ist, dass die Gebiete dank ihres unterschiedlichen Charakters und ihrer guten Biotopausstattung sowohl für Feuchtgebiets-, als auch Gehölzarten, für Arten von extensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen und von Siedlungen Jagd- und teilweise Bruträume bieten.

Bemerkenswert ist auch die Anzahl von 19 Rote Liste-Arten. Hinzu kommt der Weißstorch, der als unregelmäßiger Brutvogel gilt und noch nicht auf der Roten Liste geführt wird. Die Art kommt aber in den letzten Jahren dank der großflächigen Renaturierungen in der Alzetteaue regelmäßig dort vor und nutzt auch die kommunalen Gebiete in Bettemburg für die Futtersuche. Besonders außergewöhnlich ist das Vorkommen des Gelbspötters, der als ausgestorben gilt und der in der kleinen Zone „A Bich“ bei Fenningen gefunden wurde. Darüber hinaus wurden der Kiebitz als vom Aussterben bedrohte Art, die Schafstelze als stark gefährdete Art, der Rotmilan und die Feldlerche als gefährdete Arten nachgewiesen.

Rotmilan – Milvus milvus_01

Die unterschiedliche Biotopausstattung der Gebiete spiegelt sich in der Vogelfauna wider. Der Graureiher, der Eisvogel, die Teichralle, die Blässralle und der Kormoran sind als Arten der stehenden Gewässer und der Alzette vertreten. Feuchtgebietsbewohner sind Sumpfrohrsänger, Teichrohrsänger und Rohrammer. Weißstorch, Rotmilan, Schwarzmilan, Mäusebussard und Turmfalke sind Bewohner offener Wiesenlandschaften, wobei sie alle für den Horstbau auch Bäume benötigen. Als Arten der strukturreichen (also halboffenen), extensiven Landschaften kommen Goldammer, Hänfling, Dorngrasmücke und Neuntöter vor. Der sehr seltene Gelbspötter, der Gartenrotschwanz und der Feldsperling sind Bewohner von verwilderten Gärten und strukturreichen Obstwiesen, Orpheusspötter und Nachtigall von dichten Hecken.

 

Als Vertreter der Ackerbewohner sind Feldlerche und Schafstelze vorhanden. Schließlich kommen mit Rauch- und Mehschwalbe, aber auch Saatkrähe und Haussperling Arten vor, die hauptsächlich in Siedlungen brüten, aber in der offenen Landschaft nach Nahrung suchen. Insbesondere für die Schwalben als Fluginsektenjäger spielen dabei die in der Alzetteaue und den angrenzenden Tälern liegenden Feuchtgebiete eine besonders große Rolle bei Schlechtwetterperioden, wenn Nahrung andernorts wenig verfügbar ist. Hinzu kommen noch einige Arten, die Durchzügler in der Alzetteaue sind, wie Kiebitz und Waldwasserläufer.

 

Die größte Gruppe stellen die Arten von hohen Hecken und Bäumen dar. Diese Gruppe enthält die wenigsten gefährdeten Arten, da sie zum größten Teil auch in Wäldern vorkommen und daher in Luxemburg sehr viel potentiellen Lebensraum haben. Hierzu gehören Arten wie Rabenkrähe, Star, Amsel, Singdrossel, Wacholderdrossel, Blaumeise, Kohlmeise, Sumpfmeise, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke und Klappergrasmücke. Als einzige Rote Liste-Art in dieser Gruppe wurde der Pirol beobachtet.

Insgesamt kann man sagen, dass diese sieben kommunalen Naturgebiete einerseits ihren jeweils eigenen Charakter besitzen, zusammen aber eine sehr schöne Bandbreite an unterschiedlichen Vogelhabitaten (feucht, trocken, offen, strukturreich) bieten und daher eine sehr interessante und vielfältige Vogelflora haben.

Um diese Vielfalt auch langfristig zu erhalten, muss das zukünftige Management der Zonen einige Punkte beachten. Einerseits ist der Wasserhaushalt, mit unterschiedlichen Feuchtigkeitsgradienten von trocken bis nass, eine wichtige Biotopqualität, die es zu erhalten gilt. Die Neuanlage mehrerer Stillgewässer in den vergangen Jahren hat sich positiv auf die Vogelfauna ausgewirkt und sollte weiter gefördert werden. Hecken- und baumreiche Gebiete, wie Teile von „A Bich“ und des „Jardin botanique“ spielen eine Rolle für zum Teil seltene Arten, wie den Gelbspötter. Auf der anderen Seite ist es bei Gebieten mit Offenlandarten, wie „Weiherwiss“ und „Fäschtheck“, wichtig, dass die offene Landschaft erhalten bleibt und nicht zu viele Gehölze aufkommen, da viele Offenlandarten (etwa die gefährdete Feldlerche) gehölzreiche Landschaften nicht mehr nutzen können.

Eisvogel – Alcedo atthis

Eine extensive Grünlandnutzung ist in Teilen der Gebiete bereits vorhanden, was sich auch in der Vogelfauna widerspiegelt. Diese extensive Nutzung sollte weiterhin gefördert und wenn möglich ausgedehnt werden, da sie für viele zunehmend seltene Arten eine sehr große Rolle spielt. Dies gilt auch und besonders für die Äcker. Da diese Flächen aus landwirtschaftlicher Sicht besonders wertvoll sind, ist es oft schwierig, eine Einigung mit den Landwirten für eine extensivere Nutzung zu finden. Es bleibt jedoch weiter wichtig, entsprechende Maßnahmen umzusetzen.

Weißstorch – Ciconia ciconia

Weißstorch – Ciconia ciconia (unregelmäßiger Brutvogel)

Der Weißstorch ist unverkennbar, allein schon wegen seiner Größe und der auffallenden schwarzweißen Färbung mit langem rotem Schnabel. Der Weißstorch brütet auf Bäumen, vielerorts in Europa aber auch auf Gebäuden und nimmt auch andere stabile Bruthilfen gerne an. Ausschlaggebend für sein Vorkommen sind vor allem gute Nahrungsgründe. Der Weißstorch jagt vornehmlich in extensiven (Feucht-)Wiesen und im Flachwasser nach Mäusen, Amphibien und Fischen, aber auch nach Wirbellosen. In Luxemburg brütet die Art erst seit Kurzem. 2013 konnte im Alzettetal ein erster Brutnachweis erbracht werden, nachdem sich jahrelang Tiere im Gebiet aufgehalten hatten. Sein Auftreten ist sicher ein Erfolg der Renaturierung des Alzettetals an verschiedenen Standorten. Die Art hat keinen Gefährdungstatus. Sie wird einstweilen auf der Roten Liste noch als unregelmäßiger Brutvogel geführt.

Rotmilan – Milvus milvus_02

Rotmilan – Milvus milvus (gefährdet)

Der Rotmilan unterscheidet sich durch seine farbige Unterseite (mit rotem Bauch und Schwanz, sowie weißen Handschwingen) und dem tiefer gegabelten Schwanz vom Schwarzmilan. Für seinen Horst bevorzugt er Feldgehölze, kleine Waldgebiete oder Ränder von großen Waldkomplexen. Die Ernährung ist vielseitig und kann aus Aas, Mäusen, Jungvögeln, Amphibien, und sogar aus wirbellosen Tieren bestehen. Der Rotmilan ist eine Art, die weltweit auf Europa beschränkt ist. Luxemburg ist Teil des sehr eng gefassten Verbreitungsschwerpunkts dieser Art und hat mit seinen Nachbarländern eine besondere Verantwortung für das Überleben dieses großen Greifvogels. Hinzu kommt, dass die Bestände im Gegensatz zu denen des Schwarzmilans in letzter Zeit abgenommen haben. Der Rotmilan wird daher in der Roten Liste Luxemburgs als gefährdet eingestuft.

Eisvogel – Alcedo atthis_02

Eisvogel – Alcedo atthis (Vorwarnliste)

Der Eisvogel ist unverkennbar dank seiner orangefarbener Brust und der metalisch blauen Oberseite. Er lebt an Fließ- und Stillgewässern, wo er nach kleinen Fischen jagt. Für die Brut ist er auf Steilwände an den Ufern angewiesen, wo er eine Brutröhre in das Ufersubstrat gräbt. Bedroht ist der Eisvogel durch Störungen am Brutplatz, Uferveränderungen (er braucht natürliche Fließgewässer mit freiem Lauf und Uferabbrüchen) sowie durch Gewässerverschmutzung. Er zählt zu den potenziell gefährdeten Arten in Luxemburg.

Feldlerche – Alauda arvensis_01

Feldlerche – Alauda arvensis (gefährdet)

Die Feldlerche ist in Luxemburg als gefährdet eingestuft. Diese Art, die typischerweise in offenen Fluren mit Äckern und Grünland vorkommt und dort auf dem Boden brütet, war früher allgemein in solchen Habitaten verbreitet und häufig. Sie ist unauffällig gefärbt und leicht zu übersehen, fällt aber durch ihren Fluggesang auf, den sie im Sommer über ihrem Revier erschallen lässt. Die Art hat durch die Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere im Ackerbau, stark abgenommen.

Wiesenschafstelze – Motacilla flava_01

Wiesenschafstelze – Motacilla flava (stark gefährdet)

Die Schafstelze ist mir der viel häufigeren Bachstelze verwandt, jedoch am gelben Bauch leicht von dieser zu unterscheiden. Schwieriger ist die Abgrenzung zur Gebirgsstelze. Aber die Schafstelze hat einen intensiver gelb gefärbten Bauch, einen braunen (nicht grauen) Rücken und einen kürzeren Schwanz. Die Schafstelze ist ein Bodenbrüter, der sich hauptsächlich von Fluginsekten, zum Teil auch von Boden-Wirbellosen ernährt. Sie lebt in feuchten Wiesen, Weiden und Brachen mit niedriger Vegetation und ist auf eine extensive Nutzung, resp. nährstoffarme Bodenverhältnisse angewiesen. Sie ist durch das Verschwinden von Feuchtgebieten und rezent durch die Intensivierung von Feuchtwiesen und Feuchtweiden stark zurückgegangen. Insbesondere der schnelle Pflanzenaufwuchs im Frühjahr in aufgedüngten Wiesen wird ihr zum Verhängnis. Die Wiesenschafstelze ist daher stark gefährdet. Durch das Ausweichen auf nasse Äcker kann sich die Art zurzeit auf einem niedrigen Niveau halten.

Gelbspötter – Hippolais icterina_01

Gelbspötter – Hippolais icterina (ausgestorben)

Der Gelbspötter ist eine unauffällige Art mit grünlichgrauer bis olivfarbener Oberseite und einem gelblich-cremefarbenen Bauch, dessen Färbung weniger lebhaft ist als bei dem sehr ähnlichen Orpheusspötter. Markant sind der gelbliche Überaugenstreif und die olivgrünlich gefärbten Wangen. Die Art kommt vorzugweise in Feuchtflächen mit hohem Gebüsch oder lockerem Baumbestand vor, wo sie sich gerne im Blattwerk versteckt und von Blättern oder Zweigen Insekten absammelt. Auch das Nest wird im Gehölz angebracht. Die Art wird in der Roten Liste Luxemburgs als ausgestorben geführt. Umso bemerkenswerter ist der Nachweis in einem Gebüschkomplex bei Fenningen. Ursache für den Rückgang des Gelbspötters sind weniger externe Ursachen, als vielmehr eine Arealreduktion im Südwesten ihres Verbeitungsgebiets. Tiere auf dem Zug werden aber immer noch regelmäßig beobachtet. Bei diesem Nachweis handelt es sich allerdings um einen Brutverdacht, da die Art zweimal (im Mai und im Juni) bei einer Kontrolle beobachtet werden konnte. Damit bleibt der Fund außergewöhnlich.